Reisetagebuch
54. Tag, 1. September 2006
Ula's Tagebuch: Bis wir auf unseren Matten lagen war es ein Uhr und geschlafen haben wir alle kaum wegen der ungewohnten Geräusche, der Luft und der Wärme. Um 7:00 Uhr kam bereits John in die Küche, der auch als LKW Fahrer arbeitet und die eh schon kurze Nacht war beendet. Kenny hatte uns gestern Nacht gefragt was wir denn Willens wären für den geleisteten Pick-Up zu bezahlen? Da wir keine Ahnung hatten, meinte er drei bis vierhundert Dollar wären es wohl, doch müsse er das noch mit seinem Vater besprechen. Wir haben John dann 400,00 CAD bezahlt, vor allem auch in Anbetracht der Unterbringung und Verpflegung, die seine Familie uns angedeihen ließ. Wir auch aufgestanden, unser Zeug weggeräumt und Sachen für unser Frühstück rausgekramt. Gegen 8:00 Uhr tauchen die nächsten Familienmitglieder auf und Mutter Vera informierte uns, dass vor 10:00 Uhr in der Stadt eh nichts auf wäre und so ließen wir uns Zeit bevor wir los sind, um die Stadt zu erkunden. Unser erster Stop ist das Iglu Inn, wo Zimmer verfügbar sind. Zunächst wollen wir aber noch weiter zur Nunamiut Lodge, die erheblich ansprechender aussieht – auch wenn es preislich genauso sauteuer ist wie das Iglu. 185,00 CAD zuzüglich Taxes für das Einzelzimmer und - man höre und staune - 165,00 CAD pro Person in einem Doppelzimmer!!! Und das Ganze natürlich ohne Verpflegung! Doch auch in der Nunamiut-Lodge können die uns auch erst ab der nächsten Nacht gemeinsam in einem Haus unterbringen. Wir holen erste Teile unseres Gepäcks und ich bringe meinen Kram für eine Nacht auf mein Einzelzimmer im Hauptgebäude der Nunamiut Lodge. Den Rest der ersten Fuhre können wir bereits im Haus, in das Lotti und Matthias bereits heute einziehen werden, deponieren. Es ist schon ungewohnt sich plötzlich wieder in Häusern aufzuhalten oder einfach Treppen zu steigen. Nun wollten wir als nächstes die Segnungen der Zivilisation nutzen und sind um 11:30 Uhr zum "The Northern" - dem Supermarkt hier. Ihm sind zwei Fast Food Restaurants angeschlossen - gemeinsam in einem Raum - und so haben wir uns jeder eine Pizza Supreme, Medium sowie eine Cola gegönnt. Der Preis von 29,35 CAD ist schon sehr stolz!, aber wir gewöhnen uns allmählich an die exorbitanten Kosten hier.
Wir legen eine Gemeinschaftskasse an und gehen im Northern einkaufen, auch hier ziehen uns die Preise die Schuhe aus. So kostet ein Liter Cola z. B. 6,99 CAD, ein Joghurt 1,65 CAD und eine Tomate war mit 2,75 CAD dabei. Ein Bounty schlug mit 1,75 CAD zu Buche.
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Das Wetter heute windig, kühl, bewölkt und regnerisch – und das am Labour Day Weekend - am Montag hat hier alles zu. Am Nachmittag bin ich dann auf mein Zimmer und habe nach dem Auspacken meines Packsacks ausführlich geduscht. Was für eine Wohltat. In frischen Klamotten am Tisch sitzend Tagebuch geschrieben. Mein Zimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld -
überall liegt Zeug herum. Ich gehe zu den zweien ins Haus rüber, das voll ausgestattet ist. So haben wir dort eine Waschmaschine, Trockner, Herd, Ofen etc. Habe es den beiden nachgetan und eine erste Maschine Wäsche angeworfen. Zum Abendessen gibt es Steaks mit Pellkartoffeln - Vorräte haben wir ja noch genug, aufgebessert mit ein paar frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse.
Das Wetter wird immer schlechter mit Regen, Wind und tiefen Wolken, dazu ist es arg kalt. Da das Rauchen hier in keinem Gebäude gestattet muss ich für jede Zigarette raus an die doch sehr frische Luft. Hier habe ich aber den Vorteil anschließend in eine gut gewärmte Stube zurück zu kommen. Die vor dem Urlaub kalkulierte Camel Menge ist ausreichend - da habe ich gut geplant.
Zurück bei mir auf dem Zimmer habe ich jetzt wieder angefangen einzupacken und einige Sachen, wie die extrem stinkenden Paddelsocken , die Jeans etc. habe ich bereits dem Müll überantwortet. Drüben sind alle Packsäcke schon ausgeräumt und einige grob vorgesäubert. Wir haben ca. 20 kg an Lebensmitteln über, nicht schlecht wenn man bedenkt, dass wir ja für fünf Tage mehr geplant haben.
Das wir die Tour nicht zu Ende paddeln konnten sehe ich mit gemischten Gefühlen. Natürlich ist es ein wenig traurig, so kurz vor dem Ziel aufgegeben haben zu müssen. Andererseits war uns das Wetter einfach nicht mehr hold und es war der richtige Entschluss, die Inuit anzurufen - vor allem nachdem wir die Aleksektop Rapids nun gesehen haben, war klar, dass selbst bei guten Bedingungen für alle Tage bis Baker Lake, die Zeit bedingt durch eine weitere, lange Portage knapp geworden wäre. Natürlich ist der Fluss danach sehr schnell fließend, doch landschaftlich sehr eintönig und die letzten 13 km See erfordern definitiv noch einmal alle Energien, die man wahrscheinlich dann kaum noch hat - das wäre schon sehr zähes paddeln geworden.
Von der Familie Avaala haben wir erfahren, dass die Hütte, die Matthias sich alleine angeschaut hat, ihnen gehört. Erst gegen Mitternacht bin ich in mein Bett gekrochen, nachdem ich vorher noch bei einer Zigarette lange mit einem anderen Hotelgast über unsere Tour erzählt habe.
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